FW-LFVSH: Pressemitteilung im Auftrag des mobilen Führungsstabes Schleswig-Holstein
Auch am neunten Tag sind alle vier Feuerwehrbereitschaften in die entsprechenden Einsatzabschnitte zur aktiven Hilfe vor Ort ausgerückt. Ein Schwerpunkt liegt heute in Sinzig. In der 18.000 Einwohner zählenden Gemeinde stand ein kompletter Stadtteil zwei Meter unter Wasser. Neben der Hilfe für die Bevölkerung und der Beseitigung von Gefahrgut werden dort heute fußläufig nicht erreichbare Areale erkundet. Dazu werden zwei Drohneneinheiten eingesetzt. In Sinzig sind aktuell 263 der insgesamt einge-setzten 731 Helferinnen und Helfer vor Ort.
„Das Schlimmste für die Bevölkerung hier ist der festgetrocknete Schlamm in den Wohnungen. Wir helfen, wo wir können: Wir fällen Bäume, bergen Fahr-zeuge, tragen Möbel heraus, stellen die Wasserversorgung sicher und sind auch für den Brandschutz hier“, erläutert Stephan Nieber, der als Bereitschaftsführer der 2. Feuerwehrbereitschaft seit Dienstag in Sinzig anpackt. „Was wir hier sehen und erleben, ist schwer in Worte zu fassen. Das Leid der Bürger be-drückt mich. Aber die Dankbarkeit der Bürger treibt uns alle an. Das ist unsere Motivation. Menschen, die alles verloren haben, geben ihr letztes und sind sichtlich froh, dass wir hier sind“, fasst der Zugführer der Pinneberger Bereitschaft zusammen.
Nicht nur für ihn und seine Kameradinnen und Kameraden sind die Erlebnisse im Katastrophengebiet schwer zu verarbeiten. Die Menschen, die durch das Hochwasser alles verloren haben, stehen an ihrer Belastungsgrenze. Deshalb hat das norddeutsche Kontingent das Team der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) erweitert. Seit einer Woche sind 15 Einsatzkräfte der PSNV-Kräfte in Rheinland-Pfalz. Thomas Scheld von der Landesfeuerwehrschule Schleswig-Holstein leitet das Team, zu dem auch Pastorinnen und Pastoren gehören: „Je mehr geräumt ist, desto mehr haben die Menschen Bedarf an Gesprächen, sie brauchen uns.“ Notfallseelsorgerin Margarethe Kohl ergänzt: „Normalerweise rücken wir eine Stunde nach einem schweren Unglück an. Das war dieses Mal anders. Hier gibt es Menschen, die haben seit zehn Tagen nicht geduscht. Ihr Haus können sie nicht mehr betreten. So eine Situation kann sich kaum jemand vorstellen.“ Auch nach der Abreise der Einsatzkräfte aus Schleswig-Holstein soll es weiter Hilfe für die Menschen vor Ort geben: „Wir arbeiten gerade daran, dass ein Netzwerk für die Bewohner aufgebaut wird. Zudem ist die Erkenntnis tröstlich, dass der Mensch ganz viel aushält. Das hilft, diese Dinge zu ertragen“, so die Pastorin. Auch für die Helferinnen und Helfer wird es Angebote der Nachsorge geben. „Jede Einsatzkraft kann darauf vertrauen, dass wir für sie und ihn da sind“, betont Thomas Scheld.